Mit einem Sechs-Punkte Wochenende hat sich der EV Ravensburg an die Tabellenspitze der Regionalliga Südwest gesetzt. Sowohl beim 5:3 in Stuttgart als auch beim 4:2 zu Hause gegen Heilbronn boten die Oberschwaben überzeugende Leistungen und gewannen verdient.

Im Gegensatz zur 1:6-Niederlage vor Wochenfrist trat Heilbronn diesmal mit Stammtorhüter Andrew Hare an. Dass auch ein Meister seines Faches vor Missgeschicken nicht gefeit ist, zeigte sich schon nach 17 Sekunden. Johann Katjuschenko erlief sich vor dem Gästegehäuse die Scheibe, passte seitwärts zu Steffen Kirsch, der schoss aufs kurze Eck. Alle dachten, der Puck sei am Pfosten eingeklemmt. Doch plötzlich kam die Scheibe unter Hares Ausrüstung hervor und glitt im Schneckentempo über die Linie. Torhüter und Stürmer waren gleichermaßen überrascht, als der Schiedsrichter „Tor“ anzeigte.

Mit dieser kuriosen Szene hatte der EVR das Vorzeichen für das Spiel gesetzt. Die Hausherren waren das dominierende Team, scheiterten aber eins um andere Mal an Hare, der schnell wieder zu seiner Klasse fand. Sein Gegenüber David Heckenberger machte aber bei den wenigen Heilbronner Chancen ebenfalls eine hervorragende Figur. Ergebnis war, dass sich bis zur Pause nichts Zählbares mehr tat.

Wie den Kanadier im Heilbronner Kasten überwinden? Das war die Frage für den EVR. Verteidiger Martin Wenter zeigte, wie es geht. Er setzte sich in der 26. Minute mit einem seiner schnellen Vorstöße vom Gegner habe und überlistete Hare mit einem halbhohen Schuss ins lange Eck. Variante zwei demonstrierte drei Minuten später die Reihe der EVR-Junioren, die im am spielfreien DNL-Wochenende im Regionalligateam zu überzeugen wusste. Stefan Rodrigues und Jon Jäger wirbelten sich durch die Heilbronner Hintermannschaft, Leon Dalldush drückte zum 3:0 ein.

Das war aber das fatale Zeichen für „Hurra-Eishockey“ auf Ravensburger Seite. Zu ungestüm ging es nach vorne und Heilbronn bewies sofort, dass man nicht von ungefähr ebenfalls vorne in der Liga steht. Ein schneller Angriff und es stand in der 38. Minute nur noch 3:1 durch Kevin Malez.

Das versprach Spannung für das Schlussdrittel. Nun war Heilbronn in einem mit unverändert hohem Tempo geführten Spiel auf Augenhöhe. Bedrohlich wurde es für den EVR in der 44. Minute. Lubos Sekula erwischte seinen Gegenspieler mit dem verlängerten Rückgrat, dieser stürzte spektakulär und der Schiedsrichter entschied auf Kniecheck. Eine unglückliche Szene für den Ravensburger Abwehrstrategen, der zum Duschen durfte. Glück für den EVR, dass ein Heilbronner den Mitspieler „rächen“ wollte und wegen seiner Prügelattacke zwei Minuten auf die Strafbank durfte. Die Überzahlchance vermasselten sich die Gäste selbst, indem sie gleich darauf nochmals eine Strafzeit nahmen. Bei jeweils vier Mann auf dem Eis sorgte Steffen Kirsch in der 47. Minute für das 4:1. Er schnappte die von der Plexiumrandung zurückprallende Scheibe schoss gegen die Laufrichtung des Torhüters halbhoch ein.

Wie wichtig dieser Treffer war, zeigte sich knapp eine Minute später. Ein missglückter Befreiungsschlag der Ravensburger Abwehr landete direkt auf der Kelle von Stefano Rupp, der nicht lange fackelte und Scheibe unhaltbar für Heckenberger zum 4:2 unter die Latte setzte. Heilbronn setzte zur Schlussoffensive an, entschied das Spiel in der 57. Minute aber selbst. Nach einem heftigen Check gegen Rodrigues musste auch Gästespieler Steven Olik vorzeitig vom Eis. In Überzahl brachte der EVR den Sieg sicher nach Hause.

EVR-Heilbronner EC 4:2

1:0 (0:17) S.Kirsch (J. Katjuschenko, S. Heckenberger); 2:0 (25:01) Wenter (S. Heckenberger, L. Valenti); 3:0 (28:24) Dalldush (Rodrigues, Jäger); 3:1 (37:57) Malez (Brendle, Rupp); 4:1 (46:35) S. Kirsch (J. Katjuschenko); 4:2 (47:51) Rupp (PP1)
Strafen: EVR 13 + 20; Heilbronn 11 + 20

In Stuttgart führte der EVR ebenfalls bereits 3:0, ehe es nochmals spannend wurde. Wieder gingen die Oberschwaben in der ersten Minute in Führung. Torschütze war Johann Katjuschenko, der sich an diesem Wochenende auch die Spitze der Scorerliste der Liga gesetzt hat. In der 7. Minute hämmerte Lubos Sekula bei Ravensburger Überzahl die Scheibe zum 2:0 ins Netz. Ebenfalls in Überzahl war in der 15. Minute Junioren-Kapitän Michael Wirz erfolgreich. Dem EVR spielte in die Karten, dass eine Minute später Stuttgarts Topscorer Nickolas Govig eine Spieldauerstrafe kassierte.

Doch auch ohne Govig drückten die Hauptstädter dem Mittelabschnitt ihren Stempel auf. Durch Treffer in der 25., 28. und 37. Minute hieß es plötzlich 3:3. Glück für den EVR, dass David Heckenberger in dieser Phase einen Penalty der Stuttgarter parierte. In der Schlussminute des Drittels schoss Johann Katjuschenko den EVR wieder in Führung.

Im Schlussdrittel leistete sich Stuttgarts Adrian Sanwald eine Matchstrafe, die der EVR aber nicht zur endgültigen Entscheidung nutzen konnte. Im Gegenteil kam man selbst mit drei kleinen Strafen in den Schlussminuten in äußerste Bedrängnis. Erneut Johann Katjuschenko erzielte jedoch in Unterzahl in der vorletzten Minute das 3:5.

Stuttgarter EC – EVR 3:5
0:1 (0:48) J. Katjuschenko (S. Heckenberger); 0:2 (6:58) Sekula (Fehr, S. Kirsch (PP1); 0:3 (14:22) Wirz (Rodrigues PP1); 1:3 (24:36) Reiner (Reiss, Matic PP1); 2:3 (27:58) Willer (Becker, Abert PP1); 3:3 (36:56) Daubner (Mauch); 3:4 (39:15) J. Katjuschenko (S. Kirsch, Wenter); 3:5 (58:15) J. Katjuschenko (SH 1)

Strafen: Stuttgart 20 + 2×25; EVR 20